Im Sommer gehe ich gerne in die Berge zum Wandern. Nicht zuletzt auch deshalb, weil das Ziel so klar ist: die Bergspitze. Dann kann ich meinen Gedanken freien Lauf lassen. Der Körper ist gut beschäftigt, ich werde ausgeglichen und baue den Stress der letzten Zeit ab. Das besonders Schöne beim Wandern ist, dass man im Zuge seines Aufstiegs verschiedene Vegetationsstufen durchläuft: Wald und Wiese, Latschen und Hochalmen, Fels und Geröll, Schnee und Eis. Es ist so, als habe man eine kleine Weltreise gemacht, bis man den Gipfel erreicht.
Je höher man kommt, desto mehr genießt man den Ausblick. Und alles wird so klein: die Häuser, die Straßen, die Autos. Alles wird so unbedeutend. Die Menschen sind nur noch wie winzige Ameisen. Unwillkürlich muss ich an die oben zitierten Psalmworte denken: Was ist der Mensch, dass du sein gedenkst? Dem gegenüber steht das majestätische Bergmassiv. Wie viel größer ist dann der Schöpfer, der das alles gemacht hat?
Auf meinen Wanderungen bekomme ich Abstand von den Dingen, das hilft mir, sie objektiver zu sehen und sie ins rechte Verhältnis zu setzen. Was ist wirklich wichtig? Was bleibt ewig? Wie sieht Gott die Dinge? Und ich genieße die herrliche Freiheit, um zu erkennen: Ich bin nur ein kleiner Mensch, den aber Gott lieb hat. Ich brauche immer wieder diesen Abstand. Morgens nach dem Aufstehen, nutze ich die Zeit der Stille, um über Gott und mein Leben nachzudenken. Und ab und zu braucht es eine bewusste Auszeit, damit ich wieder die Perspektive von oben gewinne. Und ab und zu auch mal eine Wanderung ... Thomas Pommer