»Morgen, morgen, nur nicht heute, sagen alle faulen Leute!«, sagt ein altes Sprichwort. Aufschieben, vor sich her schieben, ist offensichtlich eine sehr, sehr alte Methode. Aber diese Taktik kann lebensgefährlich werden.
Dazu las ich einen Bericht eines Missionars. Der Stammeshäuptling besuchte regelmäßig die Gottesdienste. Er war von den Predigten sehr beeindruckt. Dass Gott ihn liebt und für seine Schuld Jesus, den eigenen Sohn stellvertretend am Kreuz gestraft hat, ließ ihn nicht kalt. Aber er wollte sich nicht entscheiden, Christ zu werden. »Diese Entscheidung treffe ich in einem Jahr«, meinte er. »Solch ein wichtiger Schritt, der das ganze Leben verändert, will reiflich überlegt sein.« Der Häuptling wurde sehr krank. Er ließ den Missionar rufen, der von Beruf Arzt war. Der Missionar gab dem Boten einen Brief mit, darin stand: »Ich kenne eine wirksame Arznei, die werde ich in einem Jahr vorbeibringen.« Der Stammeshäuptling ließ dem Arzt ausrichten, dass er die Medizin sofort brauche. Auf diese dringliche Bitte reagierte der Missionar nicht. Er ließ dem Kranken sagen: In einem Monat könne er die Arznei bekommen.
»Das ist zu spät«, erfuhr der Missionar von dem Boten, der unverzüglich wieder im Auftrag des Stammesfürsten den Arzt aufsuchte. Weil der Kranke den Ernst der Lage erkannte, flehte er: »Heute brauche ich die Hilfe, sonst kommt sie zu spät.« Der Arzt kam und brachte die lebensrettende Arznei mit. Der Missionar erklärte dem Häuptling: »Als es um dein Leben ging, konntest und wolltest du nicht warten. Wenn es um das ewige Leben oder den ewigen Tod geht, verschiebst du die Entscheidung? Warum?« Detlef Kranzmann