Friedrich der Große verlangte viel von seinen Untergebenen, aber er schonte sich auch selbst nicht. Bei einer Tafelrunde war es recht spät geworden. Die Schreibarbeit, die noch zu erledigen war, war dem König deshalb lästig. Doch sein Kammerdiener wagte Einspruch, die Sachen seien dringend. Ungnädig winkte der König ab: »Morgen, heute nicht mehr!« Aber er befahl dem Diener, ihn Punkt vier Uhr zu wecken: »Keine Gnade! Er muss mich aus dem Bett schaffen; ich befehle es ihm!« Aber als sein Diener ihn pünktlich weckte, hatte Friedrich keine Lust. Alle Bemühungen des Bediensteten brachten den König nicht aus dem Bett. »Scher er sich zum Kuckuck!« Da riss der Mann einfach die Bettdecke weg. »Halunke! Was fällt ihm ein!«, brüllte der König. »Verzeihung, Majestät, ich kann nicht anders. Mein Herr hat es befohlen!« Da stieg der König lachend aus dem Bett. »Gut gemacht! Bleibe er so! Nur nicht nachgeben. Befehl ist Befehl!«
Der Weckruf kam dem Herrscher gänzlich ungelegen. Abends war er zu müde, morgens zu matt, und überhaupt … Geweckt werden ist meistens unangenehm. Auch, und ganz besonders, wenn Gott uns »wecken« will. Empfinden wir es nicht als unpassend und störend, wenn uns jemand mit dem Evangelium oder mit einer Einladung kommt? Alles, nur das nicht; heute passt es sowieso nicht!
Wenn wir nicht aufwachen und die Botschaft nicht hören wollen, rüttelt Gott schon mal »am Bett« – vielleicht durch eine Lebenskrise, einen Unfall … Denn Gott will nicht, dass jemand verloren geht. »Keine Gnade!«, hatte der Preußenkönig gesagt. Reine Gnade ist es, wenn Gott die »Decke wegzieht«. Lassen Sie sich wecken! Johann Fay