In einer Kirche in Norddeutschland ist die Decke mit einem Christuskopf geschmückt, der auf alles herabblickt, was in der Kirche vor sich geht. Dem Küster, der schon viele Jahre lang die Kirche gepflegt hatte, war stets bewusst, alles unter den Augen Christi zu tun. Darum gab er sich auch Mühe, alles so gut wie möglich zu machen. Er hielt sich an das, was unser Tagesvers ausdrückt: Sein oberster Dienstherr waren nicht die Ältesten der Gemeinde oder das Konsistorium, sondern Gott selbst.
Doch eines Tages wurde ihm bewusst, dass der Sohn Gottes nicht nur sah, ob er allen Staub gewischt, den Fußboden gut geschrubbt und die Messingleuchter blitzblank geputzt hatte. Er begriff plötzlich, dass Christus auch in sein Herz blickte. Da hatte sich im Lauf der Zeit neben vielem anderen eine ganze Portion Selbstgerechtigkeit angesammelt hatte. Was Gott darüber dachte, hatte er oft in den Sonntagspredigten gehört, und das beunruhigte ihn nun so sehr, dass er vor Gott zusammenbrach und ihn um Vergebung aller seiner Sünden bat. Das war der Anfang eines neuen Lebens für ihn.
Die wenigsten von uns haben wohl an ihrer Wohnungsdecke, in ihren Büros oder an der Frontscheibe ihres Autos ein Christusbild. Für uns alle gilt aber ebenso die Tatsache, dass Gott auch in den verborgensten Winkel unserer Herzen blickt. Sind wir schon mit all dem dort befindlichen Gerümpel ins helle Licht Gottes gekommen? Wenn nicht, dann darf es uns nicht wundern, wenn wir immer dickere Mauern gegen die Mahnungen des Gewissens errichten müssen. Aber eigentlich ist ein Bekenntnis vor Gott gar nicht schwer, wenn uns klar wird, dass Gott sowieso alles weiß und dass er uns unsere Sünden vergeben will, weil er uns liebt. Regina Kemmann