Seit den 60er-Jahren des 19. Jahrhunderts kennen wir sie. Als Teil der Tischkultur, bedruckt mit eingängigen Motiven, sorgt sie für gesellige Stimmung und setzt farbige Akzente. Von Ausflügen und Reisen mitgebracht, eignet sie sich auch als Souvenir. Das aus dem Französischen stammende Wort »Serviette« bedeutet sinngemäß »die kleine Dienerin«. Was heute kaum noch als etwas Besonderes wahrgenommen wird, weil allgegenwärtig, ist doch in unserem Alltag unverzichtbar und dient unserer Freude und Hygiene gleichermaßen.
Die Serviette spiegelt ein Prinzip wieder, das nicht nur im Alltag Nutzen bringt, sondern auch im ganz Großen bedeutsam ist. Es geht um das »Dienen«, also das Sich-zur-Verfügung-Stellen zum Nutzen anderer. Damit ist verbunden, dass man Unscheinbarkeit in Kauf nimmt und nicht übermäßig auf sich selbst aufmerksam macht. Doch kann man sich trotzdem gefällig präsentieren, damit es dem anderen nicht entgeht, dass man ihm nützlich werden kann. Dann hätte man es allerdings nicht verdient, nach Gebrauch weggeworfen zu werden, wie es bei der Serviette meistens geschieht.
Als Jesus Christus auf die Erde kam, wollte er den Menschen dienen und sein Leben geben als Lösegeld für viele. Dazu erniedrigte er sich, indem er Knechtsgestalt annahm. So beschreibt es uns Paulus in seinem bekannten Hymnus über die Herablassung Jesu im 2. Kapitel des Philipperbriefs. Am Kreuz wurde er von Menschen »weggeworfen«, nachdem er ihnen lange Zeit gedient hatte, indem er gute Worte weitergab, Kranke heilte und sogar Tote zum Leben erweckte. Doch sogar im Tod hat er uns allen noch gedient, denn den ertrug er an unserer Stelle, um den Preis für unsere Schuld zu bezahlen. Ist er deshalb nicht aller Ehren wert?
Joachim Pletsch