Heute vor 100 Jahren starb Theodor Herzl, der nur 44 Jahre alt wurde; aber 44 Jahre nach seinem Tod, verwirklichte sich eine Vision, die ihn in seinem letzten Lebensjahrzehnt bis zur Erschöpfung umgetrieben hatte: Er wollte einen jüdischen Staat im Land der Väter gründen. Obwohl er sich nicht mehr an den Glauben seiner Väter hielt, empfand der begabte Jurist und Journalist sowohl in Österreich als auch in Frankreich die demütigende Situation der europäischen Juden.
Wurden sie in Russland gar blutig verfolgt, so begegnete ihnen der westeuropäische Antisemitismus mit Abneigung und Häme. 1896 erschien sein Buch »Der Judenstaat«; ein Jahr später tagte in Basel der Erste Zionisten-Kongress; Herzl wurde der erste Präsident der Zionistischen Weltbewegung, die einen jüdischen Staat im damals türkischen Palästina anstrebte. Mit den Geldern eines Fonds begann man, dort Land aufzukaufen, und bald kamen die ersten Siedler. Aber der Widerstand der politischen Mächte und selbst einflussreicher jüdischer Kreise verhinderte eine baldige Durchführung des Projekts; denn noch fühlte man sich in Alt-Europa wohl und sicher. Seine Vision wurde erst 1948, nach den Schrecken des Holocausts, Wirklichkeit.
In nahezu prophetischer Weise hatte Herzl angestrebt, was die Bibel schon 2500 Jahre vorher durch den Propheten Hesekiel angekündigt hatte: Gott hatte sein ungehorsames Volk Israel zwar unter die Völker zerstreut, aber er wollte es in ferner Zukunft auch wieder in sein Land zurückbringen. Heute hat sich das Wunder vor unseren Augen vollzogen: Israel hat seinen Staat im Land der Väter. Es lohnt sich, dem Gott zu vertrauen, der solche Wunder vollbringt. Gerhard Jordy