An diesem Tag starteten die Teilnehmer einer Wanderfreizeit schon im Dunkeln. Sie wollten hoch oben im Gebirge den Sonnenaufgang erleben. Doch daraus wurde nichts, weil inzwischen dichte Wolken aufgezogen waren. Trotzdem gingen wir weiter, erst durch Kiefernbestände, dann über Almen, bis wir die kahlen Felsen erreichten. Nachdem wir das Vesperbrot genussvoll verzehrt hatten, wurde der Rückweg angetreten. Erst beim Abendessen stellten wir fest: Karl fehlt! Karl war mit seinen 59 Jahren ein körperlich durchtrainierter »Bursche«. Ein Teilnehmer hatte aufgeschnappt, wie Karl mehr zu sich selbst sagte: »Die Felswand nehme ich mir vor. Die müden Krieger aus der Gruppe hole ich schon später wieder ein.« Was war passiert? Das Wetter war gänzlich umgeschlagen, und ein leichter Nieselregen hatte eingesetzt. Für Karl war das kein Grund, den Rückweg anzutreten. Das Gipfelkreuz vor Augen, hatte er weiter den Berg erklommen. Auf einem Geröllfeld geschah es dann. Sein Fuß geriet in eine Spalte, und Karl fiel sehr unglücklich. Er zog sich Prellungen und eine Platzwunde am Kopf zu. So fand ihn die Bergwacht, die eingeschaltet wurde, als Karl nicht zum Abendessen erschien.
Bei Bergtouren - aber auch bei unserer Lebenswanderung - gilt der Grundsatz: Geh nie allein. Die Bibel liefert im Buch der Prediger die Begründung: »Denn wenn sie fallen, so richtet der eine seinen Gefährten auf. Wehe aber dem Einzelnen, der fällt, ohne dass ein Zweiter da ist, ihn aufzurichten« (Prediger 4,10). Gemeinschaft ist für Christen ein Markenzeichen. Als der Sohn Gottes seine Jünger aussandte, schickte er sie zu zweit los. Detlef Kranzmann