Die UNO hat vor einigen Jahren beschlossen, den Sonntag als letzten Tag der Woche rund um den Erdball festzuschreiben. Das hatte gute Gründe. Auch bei der ersten Festschreibung des Sonntags als gesetzlichem Feiertag spielten politische Überlegungen eine Rolle. Es war im Jahr 321, heute vor 1700 Jahren. Der Kaiser Konstantin regierte, und viele seiner Untertanen waren keineswegs Christen. Auch sie brauchten eine vernünftige Regelung ihrer Lebensverhältnisse. Eine Gruppe war für den Kaiser besonders relevant, die Legionäre. In der Truppe gab es sehr viele Anhänger des Mithraskultes. Die durfte man keineswegs vor den Kopf stoßen.
Die kaiserliche Regierung fand eine praktische Lösung: Der erste Tag der Woche wurde zum Feiertag erklärt. Da freuten sich die Soldaten, denn sie feierten an diesem Tag ihren Mithras. Und die Christen freuten sich auch, denn bei ihnen hatte sich dieser Tag auch als Feiertag durchgesetzt, weil Jesus nach der Überlieferung des Neuen Testamentes am ersten Tag der Woche auferstanden war. Für den Kaiser war damit die Sache erledigt. In der damaligen Christenheit war das noch nicht bei allen Gläubigen üblich. Viele jüdisch geprägte Christen hielten an der Feier des Sabbats fest und beachteten die Regelungen des Alten Testaments zum Ruhetag.
Eigentlich war Ruhe von der Arbeit für den ersten Tag der Woche für die Christen nicht zwingend vorgesehen. Dass sie sich aber durchsetzte, war gut und entspricht durchaus dem Geist der Bibel. Gott schätzt die Arbeit, das Tun, aber er schätzt auch das Ausruhen, die Zeit, in der die Menschen die Möglichkeit haben, zu sich selbst zurückzufinden und neue geistliche Kraft zu gewinnen. Dieser Wechsel ist, wie das Ein- und Ausatmen, Teil unseres Lebens und insbesondere unseres Christenlebens. Karl-Otto Herhaus