Giro d’Italia, Juni 2001. Das Tour-Karussel ist wieder unterwegs. Die Teams kämpfen um die Spitzenplätze. Immer wieder tauchen neue Namen auf und rütteln am Thron der Stars. Und das Gespenst Doping fährt mit. In der Nacht vor der 17., der Königsetappe, taucht es auch diesmal wieder auf. Die Doping-Fahnder veranstalten eine Razzia. Alle Quartiere werden durchsucht. Schockierende Bilanz: Nach Auswertung der Funde werden gegen etwa 60 Fahrer Ermittlungsverfahren eingeleitet. Der zweite der Gesamtwertung wird aus der Wertung zurückgezogen. Und das schlimmste ist: Es werden Medikamente gefunden, die noch gar nicht zugelassen sind, Präparate, die sich noch in der Testphase befinden und deren mögliche Nebenwirkungen noch gar nicht zu übersehen sind.
Für einen Effekt, dessen Erfolg nicht einmal garantiert ist, lassen sich sogenannte Radprofis zu einem riskanten Selbstversuch in der eigenen Blutbahn hinreißen und hoffen, bei diesem Betrug nicht erwischt zu werden.
Bei Gott ist, anders als oftmals im Sport, keine Täuschung möglich. Er weiß nicht nur, was in unserer Blutbahn vor sich geht, er weiß auch, welche schlimmen Gedanken wir im Kopf und welche falschen Wünsche wir im Herzen haben. Täuschen und Belügen können wir nur uns selbst oder unsere Mitmenschen. Schon mancher hat die Ziellinie überschritten und ist nachher dennoch disqualifiert worden. Es nützt uns nichts, wenn wir die Täuschung über unsere Identität als Sünder bis zum Ende unseres Lebens aufrechthalten. Spätestens danach werden wir »erwischt« – wenn wir vor Gott erscheinen müssen. Deshalb bietet Gott jetzt jedem Menschen an, reinen Tisch zu machen und neu anzufangen.
Joachim Pletsch