Thomas Jefferson (1743-1826), Verfasser der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung und dritter Präsident der Vereinigten Staaten, las die vier Evangelien mit einer Schere. Jede Stelle, die von der Gottessohnschaft Jesu oder seinen Wundertaten sprach, schnitt er heraus. Die Zusammenstellung des Rests wurde als die »Jefferson-Bibel« bekannt. Hätte Jefferson doch nur Luther gelesen, der gut 300 Jahre vor ihm geschrieben hatte: »Der Glaube ist der Heiligen Schrift Schlüssel«, und dies: »Die Schrift spricht von nichts als von Christus«.
Jesus selbst bezeugte, dass seine Person und jedes damit verbundene Geschehen der von Anfang bis Ende der Bibel alles verbindende rote Faden ist. Nach seiner Auferstehung am Ostermorgen begegnete er zwei niedergeschlagenen Jüngern. Jesus nahm sich über zwei Stunden Zeit, um anhand einer Vielzahl von Aussagen der Mosebücher, der Psalmen und der Propheten zu belegen, dass er und sein Kreuzestod zentrales Thema und Schlüssel zum Verständnis der biblischen Aussagen sind. Mit jedem Wort fiel ein weiterer Lichtstrahl des Verstehens und Begreifens in die verwirrten Seelen der Jünger. Am Ende waren ihre diffusen Vorstellungen eines gescheiterten Messias’ einem alles überlagernden klaren Bild von Jesus als Gottes Sohn und Erlöser der Welt gewichen.
Als sich Jefferson entschied, den Schlüssel »Jesus« abzulegen, verschloss sich ihm die wahre Bedeutung der biblischen Botschaft. Fortan vermochte er nur noch allgemein von Gott als einer nicht näher bestimmten Vorhersehung zu sprechen. Für die beiden Jünger aber entfachte sich im Er- und Begreifen der Schlüsselfunktion Jesu ihr beinahe erloschener Glaube zu einem neuen Herzensbrand. Martin von der Mühlen