Es ist Sommer und erst gegen drei Uhr morgens. Längere Zeit liege ich wach. Ich kann einfach nicht schlafen. Bis zum Aufstehen sind es noch 2 bis 3 Stunden. Hoffentlich kann ich noch mal einschlafen. Ich mag es nicht, nachts wach zu liegen, weil mir dann oft sorgenvolle Gedanken durch den Kopf gehen. Eine Amsel beginnt zu singen. Es ist 4.04 Uhr auf meinem Wecker. Sie fängt erst zögerlich an, wird aber immer entschlossener. Ich denke mir: Es ist so, als würde sie den Tag mit dem Lob Gottes beginnen. Andere Vogelstimmen kommen dazu. Die Amsel fordert sie auf: »Los, wacht auf! Lobt unseren Gott und Schöpfer.« Die Stimmen werden immer zahlreicher und voller. Alle stimmen in diesen morgendlichen Lobgesang für Gott ein. Wen außer Gott sollten sie denn sonst mit ihrem Gesang ehren? Er hat ja alle Kreaturen geschaffen.
Diese Vorstellung belebt mich und macht mich froh. Doch bei uns Menschen scheint das alles anders zu sein. Wie fangen wir Menschen unseren Tag an? Meist steht Gott uns gar nicht vor Augen. Müdigkeit lähmt noch unser Denken. Sorgen und ungelöste Probleme, die uns gestern beschäftigten, kommen gleich wieder in den Blickpunkt. Der Tag mit seinem vollem Programm wirft seine Schatten voraus.
Ich denke mir: Von der Amsel kann ich etwas lernen. Ich will meinen Tag auch mit Dankbarkeit und dem Lob Gottes beginnen. Vielleicht so: »Herr, du großer Gott, danke für diesen neuen Tag. Er ist ein Geschenk von dir. Du bist mit deiner Güte da. Meine Sorgen darf ich bei dir lassen, weil du für mich sorgst. Egal, ob es heute Gutes oder Schwieriges geben wird, du bist da, um mich zu führen und zu tragen. Deshalb darf ich froh in den neuen Tag gehen. Du bist ein wunderbarer Gott!« Manfred Herbst