Wir leben hier in Zentralasien auf über zweitausend Meter Höhe und um uns herum sind Berge von etwa dreitausend Metern. Im Winter ist der Anblick beeindruckend, wenn alles in Schnee gehüllt ist. Manchmal kann man gar nicht hinschauen, so wird man von dem herrlichen Weiß geblendet. Im Sommer dagegen leuchtet oftmals saftiges Grün auf uns herunter, ab und zu von grauen Steinblöcken unterbrochen. Viele Herden von Klein- und Großvieh bevölkern die Sommerweiden und das Bild des Hirten mit den Schafen ist zur alltäglichen Erscheinung geworden. Wenn man auf einem Berg steht, bekommt man einen Eindruck von der Größe der Schöpfung. Das Gefühl, »über allem zu stehen«, kann einen dabei beschleichen. Schreibt man sich dies »Gipfelerlebnis« nicht selbst zu, kann man da oben jubeln und Gott für seine freundliche Wegführung von Herzen danken.
Dagegen wird man sich am Fuße des Berges bewusst, wie klein man selbst ist. Oftmals sind wir mit unseren Lebensfragen am Fuß des Berges. Der Aufstieg erscheint unmöglich und die eigene Kraft als nicht ausreichend.
Wie gut tut uns das o.g. Wort. Gott kennt die Tiefen der Erde – das sind auch unsere Tiefpunkte – sie sind in seiner Hand! Doch auch die Gipfel der Berge gehören ihm. Das macht mir Mut, mit ihm gemeinsam jedes Problem anzugehen und auch von ihm die richtige Lösung zu erwarten. Glaubenspraxis zeigt sich, wenn ich bereit bin, mich auf das Wort Gottes einzulassen, wenn ich auch nicht vorhersagen kann, was dann geschieht. Ich wünsche Ihnen, dass Sie ein praktischer Mensch sind, der sich nicht auf Menschen, sondern auf den lebendigen Gott stützt.
Rudolf Kühnlein