Wer am Geld hängt, wird davon nie genug kriegen, und wer den Wohlstand liebt, wird immer von der Gier nach mehr getrieben werden. Auch dies alles ist so sinnlos!
Prediger 5,9
Mit diesen drastischen Worten beschreibt der wichtigste Kronzeuge im Cum-Ex-Prozess die Logik, mit der ein Netzwerk von Hunderten Akteuren aus der Finanzindustrie im In- und Ausland den bisher größten Steuerskandal der Bundesrepublik verursachte. Die Schadensumme, die dem deutschen Fiskus entgangen ist, beläuft sich auf mindestens 12 Milliarden Euro. Man machte sich eine Gesetzeslücke zunutze, die dieses »Geschäftsmodell« nicht explizit verbietet. Dabei versteht bereits ein Grundschüler, dass es nicht rechtens sein kann, sich Steuern erstatten zu lassen, die man nie bezahlt hat. Selbst nach Schließen dieser Gesetzeslücke im Jahr 2012, ging das »Geschäft« munter weiter, da die kriminelle Energie der Profiteure zu kreativen, immer komplexeren und somit kaum noch nachvollziehbaren Transaktionen geführt haben, sodass eine effektive Strafverfolgung kaum mehr möglich war. Dennoch war der erste Prozess am 4. August 2019 beim Landgericht Bonn ein wichtiger Meilenstein, der die Unrechtmäßigkeit der Cum-Ex-Geschäfte aufarbeitete.
König Salomo zeigt in unserem Eingangsvers auf, dass die Geldgier seit jeher eine Eigendynamik auslöst, sodass der Betroffene oft nicht mehr aus dem Strudel des »Immer-noch-mehr-besitzen-Wollens« aussteigen kann. So lehrt auch Jesus Christus in der Bergpredigt: »Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon« (Matthäus 6,24). Das Wort Mammon kommt aus dem Aramäischen (der Muttersprache Jesu) und bedeutet »Besitz« oder »Vermögen«. Wegen des Suchtfaktors, den Vermögen auslösen kann, hat Jesus den Mammon als einen Gegenspieler Gottes personifiziert. Leider hindert der Mammon bis zum heutigen Tag viele Menschen daran, zu Gott umzukehren und ihm allein zu dienen.
Bernhard Czech