Im März vergangenen Jahres flatterte uns per Fax eine Presseinformation ins Haus. Beschrieben wurde darin das Aufstellen eines neuen Sendemastes für den Mobilfunk. Vom Tag an, da der Mast aufgestellt wurde, gingen zahlreiche Beschwerden über Kopfschmerzen, Magenprobleme usw. ein. Als Reaktion darauf schickte man an alle, die sich beschwert hatten, einen gleichlautenden Brief mit dem Hinweis, dass der Mast erst in vier Wochen in Betrieb gehen würde. Viel Wind also um nichts - aber mit diesem Brief hatte der Mobilfunkanbieter natürlich allen Bürgerprotestgruppen den Wind aus den Segeln genommen.
Von einem ähnlichen Fall wurde im Zusammenhang mit dem Erstflug der Concorde von London nach New York, der für den 21.11.1977 angekündigt war, berichtet. Am selben Tag gingen zahlreiche Beschwerden über Lärmbelästigung bei der Fluggesellschaft ein. Der Haken an der Sache war nur, dass British Airways den Flug noch einmal um einen Tag verschoben hatte, was sich nicht überall herumgesprochen hatte. Die erhöhte Lärmbelästigung war also reine Einbildung gewesen.
Wie leicht manipulieren wir uns unbewusst selbst, wenn wir meinen, dass etwas gegen unsere Interessen gerichtet ist, und wir uns gedrängt fühlen, dagegen etwas zu unternehmen. Das ist paradoxerweise aber auch dann der Fall, wenn wir uns trotz Warnungen z. B. über die negativen Auswirkungen des Rauchens oder anderer Angewohnheiten hinwegtäuschen und ein hohes Risiko eingehen. Noch fataler aber ist es, wenn wir den Tatbestand der Sünde in uns Menschen nicht anerkennen, und dem einzigen Mittel, das uns vor deren Auswirkungen rettet, keine Aufmerksamkeit schenken.
Joachim Pletsch