Unsere schnelllebige Zeit schafft in uns die Sehnsucht, einmal ganz zur Ruhe zu kommen. Als Heranwachsender hatte ich mich mit dem Inselthema beschäftigt, um eine echte Distanz zum Üblichen, zum Alltag zu bekommen. In Gesprächen mit meinem Bruder entstand der Plan, sich mehrere Wochen auf einer kleinen Insel, einer Hallig, zurückzuziehen. Später, in meinem Leben als Ehemann und Familienvater, packte mich erneut dieses Thema: Einfaches Leben, Wasser, Wind, Wolkenbilder. Karge Landschaft – sich zurückziehen, Nachdenken, Lesen, Spaziergänge am Meer. Bei Gesprächen mit Arbeitskollegen, Kunden kamen dann Tipps und ziemlich erstaunliche Wertungen: Insel ja, aber nur Juist, und nicht Wangerooge. Oder: Norderney, aber keinesfalls Sylt.
Die Begründungen brachten mich schnell auf die Ursache verträumter oder schroffer Meinungsäußerungen. Die Beurteilungen hingen nämlich davon ab, welche Erlebnisse man dort hatte, welche Szenen, welche Eindrücke in Erinnerung geblieben waren. Ich fand heraus, dass die schönste Insel in Wirklichkeit jene ist, auf der man glücklich war.
Oft realisieren wir nicht, das wir selbst die Unruhe mitbringen und daraus Unzufriedenheit säen, indem wir Unabänderliches unnötig bemäkeln und bemeckern, anstatt es positiv aufzunehmen. Ebenso verdrängen wir, dass veränderbare Umstände von uns nicht konkret angegangen und abgestellt werden. Jesus Christus kennt die Menschen, kennt uns. Allen, die zu ihm gehören, hilft er, nicht in Betriebsamkeit zu verzweifeln, nicht wie ein Hamster im Rad immer weiter zu strampeln. Er bietet an, täglich eine kleine Insel der Stille im Lesen der Bibel und im Gebet zu ihm zu schaffen. Klaus Spieker