Durch Verrat sind Freundschaften zerbrochen, Familien zerstört, Betriebe in den Konkurs, Menschen in den Tod getrieben und Kriege verloren worden. Auch der Tod Jesu Christi beruhte vordergründig auf Verrat. Wer verraten wird, für den stürzt eine Welt zusammen, da der Verräter niederträchtig das Vertrauen des Verratenen missbraucht. So war auch Jesus Christus über den Verrat durch seinen Jünger Judas erschüttert. Im Gegensatz zu allen anderen Verratenen wusste Jesus von dieser Untreue aber noch früher als der Verräter selbst. Denn schon als er vor gut drei Jahren Judas in den Kreis der zwölf Jünger aufnahm, war ihm bekannt, was dieser tun würde.
Dennoch ließ ihn Jesus sogar die gemeinsame Kasse verwalten, wonach Judas sich wohl gedrängt haben dürfte, denn er wird als geldgierig und als Dieb bezeichnet und veruntreute Spendengelder. Als bei ihm aus unerklärlichen Gründen der Gedanke an den Verrat aufkam, ging er zu den jüdischen Führern, die Jesus unbedingt beseitigen wollten, und fragte sie, wie viel sie ihm zahlen würden, wenn er Jesus an sie auslieferte. Sie einigten sich auf dreißig Silberstücke. Das war der Preis für einen Sklaven. Und in der vereinbarten Nacht führte er die Juden in einen Garten, in dem Jesus sich aufhielt, und küsste ihn zum Zeichen, dass er der Gesuchte ist.
Es war der Plan Gottes, dass Jesus als Unschuldiger für die Schuld der Menschen sterben sollte. Dennoch war Judas für seine Heimtücke voll verantwortlich. Er bereute seine Tat, als es zu spät war, und erhängte sich. Welch eine traurige Karriere: Heuchler, Dieb, Verräter, Selbstmörder! Otto Willenbrecht