Wer im März 2012 auch nur ein wenig im Internet unterwegs war, wird diesen Aufruf gelesen haben. Er stammt von einer Initiative namens »Invisible Children«, die sich vor allem für die Festnahme des ugandischen Kriegsverbrechers Joseph Kony einsetzt. Mit einem Video, das über 85 Millionen Mal angeschaut wurde, etlichen Plakaten, Demonstrationen und Medienpräsenz versuchte Gründer Jason Russell und sein Team, die Bevölkerung für den Fall zu sensibilisieren und zu mobilisieren. Die erstaunliche Verbreitung zeigt, wie weit Leute gehen, um für Gerechtigkeit zu kämpfen. Zu brutal waren die Verbrechen Konys und zu viele Kinder haben unter ihm gelitten, als dass man ihn einfach ungestraft davonkommen lassen konnte - auch wenn der Fall schon zehn Jahre zurücklag.
Ähnliche Aufschreie sind zu hören, wenn Sexualstraftäter oder Mörder geringe Haftstrafen bekommen. Etwas in dem Menschen schreit danach, dass schwere Verbrechen auch entsprechend geahndet werden müssen.
Auch Gott hat einen starken Gerechtigkeitssinn. Ihm ist viel daran gelegen, dass Tyrannen und Verbrecher zur Rechenschaft gezogen werden. Doch Gott geht noch eine Stufe weiter: Ihn betrübt schlechtes Verhalten gegenüber Mitmenschen, Lieblosigkeit, Arroganz, Egoismus, Ausbeutung, ja, sogar böses Denken. Seine Gerechtigkeit verlangt, dass nicht nur Kapitalverbrechen, sondern auch die kleinsten Sünden bestraft werden. Er kann nicht einfach nur ein Auge zudrücken und uns begnadigen. Deshalb starb Jesus als Stellvertreter für unsere Sünden: damit Gott uns vergeben kann, ohne seinen Gerechtigkeitssinn zu verletzen. Uns bleibt nur, dieses Versöhnungsangebot dankend im Glauben anzunehmen. Sebastian Lüling