Ich erinnere mich noch genau. Es war der 5. April 1972. Mein erster Tag bei der Bundeswehr. Von unserer Ausrüstung hatten wir bisher nur den Trainingsanzug und Turnschuhe erhalten, dunkelblau mit dem Wappen der Bundeswehr. Alle neuen Rekruten wurden nun von einem Ausbilder in einer großen Gruppe zum Abendessen geführt. Längs durch die ganze Kaserne. Ich kam mir vor wie ein Gefangener. Und es herrschte Schauerwetter, typisch für den April.
Aber dann erschien über der Burgruine Kalsmunt, einem Wahrzeichen von Wetzlar, ein farbenprächtiger Regenbogen, so, als wollte Gott mir sagen: »Junge, ich bin auch hier bei dir!« Diesen Eindruck habe ich nie vergessen.
Und Gott hat seine Zusage eingehalten. Ich war hocherfreut, als ich nach der Grundausbildung nach Herborn-Seelbach versetzt wurde, nur wenige Kilometer von meinem Heimatort entfernt. Umso enttäuschter war ich, dass ich dort in einer Wachkompanie gelandet war. Das bedeutete eine Woche Wache, eine Woche Bereitschaft, eine Woche frei. In dieser Situation erinnerte ich mich an den Regenbogen und bat Gott um Hilfe - und die kam prompt. Innerhalb einer Woche wurde ich in die Stabskompanie versetzt und konnte bis auf wenige Wach- oder Bereitschaftsdienste jeden Abend nach Hause fahren.
Wie das zugegangen war? Bei der Anmeldung im Stabsgebäude saß ein Unteroffizier, bei dessen Eltern ich früher einen Schreibmaschinenkurs belegt hatte. Und der erinnerte sich ausgerechnet an mich, als im Stab für die Schreibstube noch ein Soldat gebraucht wurde. Natürlich kann man dieses Erlebnis als glücklichen Zufall erklären, aber für mich war es ein konkretes Eingreifen des allmächtigen Gottes, der seine Zusagen hält!
Günter Seibert