Sie kennen sicher auch diese alten Stadtapotheken, in denen zur Zierde noch die dekorativen Porzellangefäße mit den lateinischen Aufschriften stehen. Früher enthielten sie die oft bitteren oder sogar giftigen Zutaten zu den Tropfen, Pillen und Salben der manchmal etwas geheimnisvoll tuenden Pharmazeuten.
Gott hat auch eine Apotheke, mit deren Hilfe er uns Menschen von unseren seelischen und manchmal auch körperlichen Leiden heilen will. Gott hat aber keine Porzellangefäße; er nimmt zur Therapie, was er in uns Menschen findet. Da rührt er uns zum Beispiel aus unseren eigenen bitterbösen und oft sogar giftigen Gedanken, Worten und Taten einen Trank an, den wir dann auslöffeln müssen, damit wir erkennen, wie krank wir sind. Oder wir müssen schmecken, was uns andere einbrocken, damit wir lernen, dass in uns Menschen nichts Gutes wohnt, wie es uns der Römerbrief sagt. Aber weil Gott uns Menschen liebhat und besser als der alte Paracelsus weiß, dass Gift nur eine Frage der Dosierung ist, gibt er nur so viel davon, dass es uns »zum Heil« dient, wie es im Tagesvers heißt, und uns nicht umbringt. Denn Gott muss uns erst von unserem Kranksein überzeugen, damit wir seine Arznei, die Versöhnung durch Christus, annehmen.
Allerdings – so wird uns jeder Hausarzt betrübt bestätigen – gibt es viele Patienten, die die verschriebene Arznei gar nicht nehmen, sondern sie in den Müll werfen und ihr Heil bei »Wunderheilern« und esoterischen Methoden suchen. Das mag im irdischen Bereich manchmal folgenlos bleiben, wenn es aber darum geht, vom ewigen Tod gerettet zu werden, wird sich solch ein Verhalten als absolut tödlich herausstellen. Mein Rat: keine Experimente!
Hermann Grabe