Es ist ein langer Tag gewesen. Wir sind auf der Heimfahrt. Noch eine Stunde und wir sind zu Hause. Kurz vor Mitternacht auf der Autobahn passiert es. Ein geplatzter LKW-Reifen rollt plötzlich quer über die Fahrbahn. Es bleibt keine Zeit mehr zu bremsen. Ich halte nur noch das Lenkrad fest und fahre geradeaus. Wie durch ein Wunder bleiben wir unversehrt. Der Sachschaden am Auto ist groß. Neun weitere PKW fahren noch über das Hindernis und werden beschädigt. Es ist eine kalte Nacht und wir sind durchfroren, als alle polizeilichen Formalitäten endlich erledigt sind. Der ADAC bringt uns nach Hause. Zeit zum Nachdenken.
Da meint man, noch eine Stunde und du bist daheim, und dann dieser Unfall. Wir planen, machen Termine und ein anderer legt unseren Zeitplan fest – Gott. Wie viel Zeit bleibt mir noch in meinem Leben? Gesundheit, Kraft, Übermut, Tatendrang nützen gar nichts, wenn so etwas plötzlich passiert. Wir haben danach wieder angefangen, ganz bewusst unsere Tage zu »zählen«, an jedem neuen Morgen Gott, dem Herrn, zu danken, dass wir diesen neuen Tag erleben dürfen.
Ja, Zeit zum Nachdenken ist in unserer hektischen Welt zur Mangelware geworden. Das liegt größtenteils nicht daran, dass wir so lange arbeiten müssten, um unser Leben fristen zu können, nein wir haben zu viele Abwechselungen und Möglichkeiten, »die Zeit zu vertreiben«, anstatt sie sinnvoll auszunutzen. Wie viel Zeit verbringen Väter im Internet, anstatt mit ihren Kindern zu spielen, zu basteln oder mit ihnen eine Radtour zu machen! Und wo bleibt dann für Christen die Zeit zum Bibellesen und Beten? Jochem Keil