Mein Wohnort Valbert im Sauerland soll – neben einigen Messstellen im Harz und auf der Zugspitze – der regenreichste Ort Deutschlands sein. Darum kommen trotz der vielen landschaftlichen Reize ringsumher nur wenige Touristen hierher. Auf einem Schild an einem Wanderweg oberhalb des Dorfes kann man daher auch lesen: »Wenn Ihnen hier die Sonne scheint, haben Sie etwas Besonderes erlebt.«
Wir meckern gern, wenn uns ein kostbarer Ferientag »verregnet«. Dabei sollten wir bedenken, dass ohne das Nass von oben gar nichts wachsen würde, und dass Gott uns durch den Regen fruchtbare Zeiten und Speise und Fröhlichkeit schenkt, wie unser Tagesvers es ausdrückt. Außerdem können Regentage zu Segenstagen werden, wenn wir sie richtig nutzen, indem wir nicht vor dem TV abhängen, sondern uns miteinander beschäftigen, sei es beim Spiel oder im Gespräch. Es gibt doch so vieles zu bereden, wozu wir bei »gutem Wetter« kaum Zeit finden.
Ähnlich geht es, wenn Gott uns durch Krankheit ruhigstellt. Da kann man ebenfalls schimpfen, klagen und sich selbst bemitleiden. Wir können aber auch die Ruhe nutzen, um über unser Leben und über den Sinn unseres Daseins nachzudenken. Dann können solche Tage auch zu »fruchtbaren Zeiten« werden, weil wir uns Zeit nehmen, auf die Stimme Gottes zu hören. Vielleicht hat sie uns schon oft gemahnt, unsere Beziehung zu ihm und zu unseren Nächsten zu ordnen, nur flüchteten wir uns in vielerlei Betriebsamkeit, um ihm auszuweichen. Das kann man natürlich auch als Kranker oder bei Regenwetter tun, und viele machen das leider so; aber die Gelegenheit, vor Gott still zu werden und auf sein Wort zu hören und Frieden mit ihm zu schließen, besteht an allen noch kommenden »Regentagen« unseres Lebens.
Hermann Grabe