Wilhelm Busch, der bekannte Pastor aus Essen, erzählte von dem frommen Liederdichter Gerhard Tersteegen, der ein überaus sanftmütiger Mann war. Tersteegen ritt einmal durch einen Wald und wurde von sieben marodierenden Soldaten überfallen. Sie schrien, er solle anhalten; aber Tersteegen ritt ungerührt weiter. Schließlich griff ihm einer in die Zügel und schrie: »Zum Teufel, hat er nicht gehört, dass er stehen bleiben soll?!« Doch Tersteegen streifte völlig unerschrocken die Hand des Räubers vom Zügel und sagte ruhig: »Mir hat der Teufel nichts mehr zu sagen.« Daraufhin ließ man ihn weiterreiten.
Das ist wirklicher Glaubensmut. Wenn man Tersteegens Lebensgeschichte und seine vielen Lieder liest, meint man, dass so einer nur seiner Demut und Frömmigkeit gelebt hat und zu einer so mutigen Haltung gar nicht fähig gewesen wäre. Aber er wandte sich sogar einmal mit einem langen Brief an den König von Preußen, Friedrich den Großen. Darin setzte er sich für seine Glaubensgenossen ein. Friedrich wunderte sich über den sehr höflichen, aber trotzdem mutigen Brief und sagte: »Und das sind die Stillen im Lande?«
Wenn wir Christen es doch nur wirklich glauben könnten, dass die stärkste Macht auf unserer Seite ist, dann könnten wir auch mutig durchs Leben gehen. Das soll nun nicht heißen, wir sollten mutig unsere Ellenbogen gebrauchen, um uns überall vorzudrängeln. Es kann aber heißen, dass wir für die Wahrheit einstehen und auch für Bedrängte, von denen wir wissen. Denn was unser Tagesvers sagt, galt nicht nur für den König David vor 3000 Jahren, sondern gilt auch für alle Gläubigen zu allen Zeiten.
Hermann Grabe