Gestern vor 200 Jahren wurde der deutsche Philosoph, Ökonom und Publizist Karl Marx (1818-1883) geboren, der mit seinen Schriften (u. a. »Das Kapital«, »Kritik der politischen Ökonomie") den Grundstein für die Ideologie des Kommunismus legte. Zu Lebzeiten beobachtete er, wie durch die voranschreitende Industrialisierung das Handwerk immer weiter verdrängt wurde und die Arbeiter elendig ausgenutzt wurden. Von Religion hielt er nicht besonders viel, ganz im Gegenteil. Er hielt sie für etwas, was letztlich durch die Mächtigen erfunden worden sei, um ungerechte Verhältnisse überhaupt aufrechterhalten zu können. Schließlich gelänge es nur mit ihrer Hilfe, die Arbeiter zu »benebeln« und ihnen die Hoffnung auf ein besseres Leben im Jenseits zu geben, sodass sie ihren elenden Zustand im Hier und Jetzt gar nicht so recht zur Kenntnis nähmen. Aus diesen Gründen stand für Karl Marx fest: »Religion ist Opium fürs Volk.«
Hätte Karl Marx jedoch einmal etwas intensiver in die Bibel hineingeschaut, so hätte er dort viele Verse gefunden, die die Zustände des Unrechts der damaligen Zeit als untragbar gebrandmarkt haben. Auch wenn die Bibel kein politisches Manifest ist – erst Recht kein kommunistisches – so ist sie doch voll mit Forderungen nach sozialer Gerechtigkeit, Verurteilung der Ansammlung von Reichtum auf Kosten der Armen usw. Wer die Bibel ernst nimmt, der ist natürlich ebenfalls aufgefordert, seine Stimme da zu erheben, wo Menschen ausgenutzt und ungerecht behandelt werden. Über diese Verpflichtung hinaus bleibt dann für Christen tatsächlich die ermutigende Perspektive: »Wir erwarten aber nach seiner Verheißung neue Himmel und eine neue Erde, in denen Gerechtigkeit wohnt« (2. Petrus 3,13). Stefan Nietzke