Anfang Juli 2012 sprang die Erzieherin Ina K. im Osterwald in Niedersachsen in einen 25 Meter tiefen Bergwerksschacht. Einer ihrer Schützlinge war durch eine morsche Abdeckung in die Tiefe gestürzt; Ina K. sprang ihm, ohne zu zögern, hinterher, konnte das Kind in der Dunkelheit finden und zwei Stunden lang im fünf Grad kalten Wasser oben halten, bis die Feuerwehr beide retten konnte. Der Junge wie auch Ina K. wurden nur leicht verletzt.
Nichts von dem, was Ina getan hat, lässt sich mit einer rationalistischen Theorie erklären. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Erzieherin beim Sprung in die Dunkelheit selbst ums Leben kommen würde, war extrem hoch; die Aussicht, das Kind zu finden, extrem niedrig. Sie wusste nicht, wie tief der Schacht war. Sie wusste auch nicht, wie sie aus ihm wieder herauskommen würde. Ina K. ging es ausschließlich um die gefühlte Notwendigkeit, das Kind zu retten.
Als der Samariter den unter die Räuber Gefallenen erblickte, handelte er ganz spontan. Es heißt: »… und als er ihn sah, wurde er innerlich bewegt; und er trat hinzu und verband seine Wunden« - im Tun bewährte sich sein Glaube. Die in der Lehre versierten geistlichen Führer waren vorübergegangen, aus welchen Gründen auch immer. Vielleicht hatten sie Angst: Sind die Räuber noch in der Nähe? Vielleicht kamen sie aus dem Räsonieren nicht heraus. Aber alles, was sie taten oder dachten, war in der Situation falsch.
Als der Sohn Gottes auf die Erde kam, um uns zu retten, war das nicht spontan, sondern geplant. Er wusste alles, was dadurch auf ihn zukommen würde, bis hin zu seinem schrecklichen Tod am Kreuz. Trotzdem »sprang« er hinab in unsere finstere Welt, um uns zu retten. Das übersteigt wirklich jedes Vorstellungsvermögen! Karl-Otto Herhaus