Der größte Teil des Bauernhofes war abgebrannt. In wüstem Haufen lagen verkohlte Balken, Mauertrümmer und Dachziegel durcheinander. Aber nun kam der Sonnabend, und da »musste« der schwarze Streifen neben dem gepflasterten Gartenweg geharkt werden. Das ließen sich Mutter und Tochter auch angesichts des Trümmerhaufens nicht nehmen. So werden mancherlei Traditionen im weltlichen und christlichen Bereich gepflegt, die längst ihren Sinn verloren haben. Ja, manchmal wissen die Brauchtumspfleger gar nicht mehr, was der Anlass zu ihrem Treiben war.
»Die beiden mit der Harke haben wenigstens noch Grundsätze!«, könnte man anerkennend sagen, aber mir kam die Sache doch reichlich sinnlos vor. Hätte es in diesem Fall nicht nötigere Arbeiten gegeben? Und wie wird der Weg am Montag aussehen, wenn der Bagger und die Lastautos kommen?
Prinzipientreue ist etwas Gutes, aber man kann sich dahinter auch verstecken, weil man der Wirklichkeit nicht ins Auge sehen mag.
Viele Menschen sind äußerlich sehr aktiv, um sich selbst daran zu hindern, den großen schmutzigen Scherbenhaufen im Herzen anzusehen, den die Sünde angerichtet hat. Auf solche Weise aber kommt nichts in Ordnung. Man muss die große Entsorgungsfirma, Gott selbst, bitten, hier aufzuräumen. Und er tut es, weil sein Sohn schon dafür bezahlt hat. Dann, aber auch nur dann, kann es einen guten Neuanfang geben. Und nach dem sehnt sich eigentlich jeder Mensch.
Wir sollten uns nicht durch die Angst vor Bloßstellung von der nötigen Aufräumarbeit abhalten lassen.
Hermann Grabe