Eine für Schüler im Sprachenunterricht manchmal leidige Aufgabe ist die der Charakterisierung. Dabei geht es darum, anhand von Textstellen möglichst treffend herauszuarbeiten, wie ein bestimmter Charakter aus einem Roman gekennzeichnet ist. Als Lehrer versuche ich, die Schüler dafür zu sensibilisieren, dass sie nicht jede Textaussage von einem oder über einen Charakter »für bare Münze« nehmen sollen. Ich illustriere das unter anderem mit einem Video, in dem sich ein amerikanischer Präsident selbst lauter »großartige« Eigenschaften zuschreibt, die er aber nicht unbedingt hat. Gleichzeitig kann das, was andere über einen Menschen sagen, auch nur deren verzerrte Wahrnehmung sein.
Wichtig ist es daher, die Gesamtheit aller Informationen zu bündeln und anhand der Handlungsbeschreibungen und Eigen- und Fremdaussagen mit klarem Kopf differenzierte Rückschlüsse über einen Charakter zu ziehen.
Umso größere Sorgfalt sollten wir bei der Charakterisierung derjenigen Menschen anwenden, die uns wichtig sind und uns beeinflussen. Für Christen ist Jesus Christus das Zentrum des Lebens. Was lernen wir über ihn? Sehr viel! Er selbst beschreibt sich als »sanftmütig und demütig« (Matthäus 11,29). Sein weiser und geduldiger Umgang mit seinen zuweilen aufbrausenden und begriffsstutzigen Jüngern, seine Fußwaschung sowie die Zeugnisse anderer Menschen belegen dies. Dies ist aber nur eine Facette seines Wesens. Er ist gleichzeitig auch Sohn Gottes, Diener, König, Hirte und vieles mehr. Lesen Sie das Neue Testament und machen Sie sich selbst ein Bild davon, was Jesus tut, denkt und sagt, und auch davon, was andere über ihn schreiben. Es lohnt sich zu untersuchen, auf wen genau man sein Leben baut. Sebastian Lüling