Wer in den kleinsten Dingen treu ist, ist auch in den großen treu, und wer in den kleinsten Dingen nicht treu ist, ist auch in den großen nicht treu.
Lukas 16,10
Eine alte Dame, weit über 80 Jahre alt, vergaß ihre Lesebrille, als sie sich auf den Weg zur Bank machte, um das Geld für die Weihnachtsgeschenke für ihre Enkel und Urenkel abzuheben. Dies bemerkte sie leider erst, als sie schon vor der Bank stand. Der Schalter war bereits geschlossen, und so musste sie versuchen, ohne Brille mit der ihr ohnehin unsympathischen Bedientechnik des Bankautomaten klarzukommen. Aus Angst, sich zu vertippen, wandte sie sich kurzerhand an den jungen Mann, der schon ungeduldig wartend hinter ihr stand, drückte ihm ihre Bankkarte in die Hand und bat: »Können Sie mir bitte helfen? Ich brauche 500 Euro für den Weihnachtseinkauf. Die Nummer lautet ...« Man mag es dumm, naiv oder leichtsinnig nennen, seine Bankkarte samt PIN einem völlig Fremden auszuhändigen - Gott sei Dank nutzte der verdutzte Helfer die Situation nicht aus. Man könnte dies »blindes Vertrauen« nennen.
Der Glaube an Gott ist in gewisser Hinsicht ähnlich. Besonders in Situationen, in denen man gänzlich hilflos ist, bewährt sich schlichtes und unerschütterliches Gottvertrauen. Dieses Vertrauen äußert sich darin, dass man sich Gott ganz ausliefert, sich verletzlich macht und seine Schwäche eingesteht. So eine Haltung ehrt Gott, da man ihm zutraut, auch in ausweglosen Lagen eine Lösung parat zu haben.
Es kann gut sein, dass sich der fremde junge Mann, der der alten Dame half, geehrt fühlte, helfen zu dürfen. Schließlich wurde diese Begebenheit für ihn zu einem ganz besonderen Erlebnis. Eine völlig Fremde, eine hilflose alte Frau, schenkte ihm ihr ganzes Vertrauen. Auch Gott wird geehrt, wenn wir ihm vorbehaltlos vertrauen. Er wird unser Vertrauen niemals enttäuschen. Er ist eines solchen Vertrauens mehr als irgendjemand sonst würdig.
Daniela Bernhard