Unwiderstehlich lecker lacht der überdimensional große Burger die Autofahrer von der Reklametafel an. Eine Tomatenscheibe leuchtet knallrot zwischen den frischen Salatblättern und zwei knusprigen Brötchenhälften hervor. Auf dem Fleisch, das so saftig aussieht, als hätte es gerade noch auf dem Grill gelegen, liegt eine gelbe Käsescheibe und ein würziger Zwiebelring. Einfach lecker! Muss man haben!
Doch wie ist die Realität, wenn man mal wieder der Werbung nicht widerstehen konnte? Man bekommt ein zusammengedrücktes Brötchen, das nicht halb so dick ist wie das auf dem Plakat. Irgendwo ist auch eine Tomatenscheibe zwischen den eingefallenen Salatblättern versteckt, aber man findet sie kaum. Und wenn man schließlich die fettigen Papiertücher entsorgt und das Tablett in den dafür vorgesehenen Wagen schiebt, wird einem mal wieder bewusst, dass Fast Food eben doch nicht so toll ist. Spätestens, wenn sich nach nur zwei Stunden schon wieder ein hungriger Magen meldet.
500 m hinter der Werbetafel für die Fast-Food-Kette lacht wieder etwas die Autofahrer an. Diesmal ist es eine hübsche Dame mit langen blonden Haaren und tiefem Ausschnitt, die kokett die Augen aufschlägt. Irgendwie auch unwiderstehlich. Genauso wie der muskulöse junge Mann, der auf dem nächsten Plakat die Blicke der Autofahrerinnen auf sich zieht und für ein Dating-Portal wirbt. Ob das Glück nicht doch in etwas Abwechslung zum Ehealltag liegt? Ob ein Seitensprung überhaupt so schlimm ist?
Doch die Realität ist nicht so, wie es uns die Werbung vorgaukelt. Und der Nachgeschmack ist bitter. Auch die verbotene Frucht im Garten Eden brachte den Menschen nicht das erhoffte Glück, sondern nur Schaden. Also lieber den Blick nach vorne richten und zügig weiterfahren.
Elisabeth Weise