Seit 1977 kam der heute vor 100 Jahren geborene Schauspieler Heinz Rühmann (1902-1994) jedes Jahr zur Adventszeit in die Hauptkirche St. Michaelis in Hamburg, um weihnachtliche Gedichte, Geschichten und vor allem den Bericht über die Geburt Jesu aus dem Lukasevangelium vorzulesen.
»In diesem Raum«, so schrieb der Schauspieler zum Ende seines Lebens, »gibt es keine Rampe, keinen abgrenzenden Lichtkreis. Die Stimme fällt in ein Nichts. Ohne Kontrolle. Die Frage, ob das, was ich sage, die Menschen erreicht, schnürt mir die Kehle zu. Doch dann spüre ich fast körperlich ein Echo aus der Dunkelheit. Zweitausend Menschen lassen sich von der Kraft ewiger Dichtung einfangen. Es sind Momente höchsten Glücks.«
Auch Johannes hört im letzten Buch der Bibel eine gewaltige Stimme, die versucht, ihn zu erreichen. Doch er hört in die falsche Richtung und muss sich erst umwenden, um zu sehen, wer es ist, der zu ihm spricht. Indem er sich dreht, gewinnt er die richtige Perspektive und kann neu ausgerichtet und störungsfrei auf die Worte Jesu hören. Wie oft in unserem Glaubensleben mag die Stimme Gottes schon ungehört wie ins Nichts an uns vorbeigezogen sein, weil wir ihm den Rücken zugewandt hatten? Wenn es still um uns geworden ist und der Himmel zu verstummen scheint, ist es an der Zeit, uns zu drehen, damit wir wieder von der Kraft der ewigen Worte Gottes einfangen werden. In das Schweigen hinein wartet Gott auf das Echo unserer Seelen. Und hier geht es nicht um ein stimmungsvolles Erlebnis, sondern um die Beziehung zu dem allmächtigen Gott. Martin von der Mühlen