Auffallend anders zu sein als andere ist für uns ein unangenehmer Gedanke. Zu dick, zu lang, zu klein, zu groß, eben anders zu sein als die Menschen um uns herum, dies wollen wir nicht. Ganz im Gegenteil verwenden wir viel Energie darauf, uns den gängigen Normen der Umwelt weitgehend anzupassen. Dahinter steckt die Angst, abgelehnt, gering geschätzt oder isoliert zu werden. Unter uns gibt es Menschen, die auffallend anders sind. Behinderte, Schwache, Kranke, Alte, Ausländer sind Gruppen von Menschen in unserer Gesellschaft, die nicht den gängigen Normen entsprechen oder sich ungewohnt verhalten. Sie scheinen einfach nicht in unser System zu passen, das System, in dem Leistung, Schönheit, Gesundheit, Jugend und Angepasstsein geradezu vergöttert wird. »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst« fordert heraus, den anderen vor allem als Mensch mit Bedürfnissen und Nöten zu sehen und ihm in seiner Situation als helfender Partner nahe zu sein.
Wären wir nicht selbst froh, einen solchen Partner zur Seite zu haben, wenn wir ein solches Schicksal wie die Menschen erleiden müssten, die wir als so andersartig empfinden? Wie dankbar sind wir selbst, wenn menschliche Wärme uns entgegenkommt.
Dass Gott uns auffordert, Nächstenliebe gegen jeden zu praktizieren, lässt Gottes Sicht für die Menschen erkennen. In Gottes Augen sind alle Menschen wertvoll. Sie sollen geschätzt, mit Respekt und Gerechtigkeit behandelt werden. Benachteiligte und Schwächere sollen nicht nur vor Übergriffen bewahrt bleiben, sondern für sie soll sich aktiv eingesetzt werden. Friedhelm Orlikowski