Es war aber einer krank, Lazarus, von Betanien, aus dem Dorf der Maria und ihrer Schwester Marta.
Johannes 11,1
Asthenie ist ein aus dem Griechischen entlehnter Begriff und bedeutet so viel wie Schwäche oder Kraftlosigkeit, in der Regel infolge einer schweren Krankheit. Asthenisch bezeichnet auch eine Persönlichkeitsstörung, die u. a. durch geringes Selbstbewusstsein und depressive Grundstimmung geprägt ist. Asthenie ist also kein begehrenswerter Zustand. Doch genau damit bezeichnet der Tagesvers wörtlich den Zustand des Lazarus: Er ist asthenisch, also schwach und krank. Überdies wohnt er in einem Dorf, dessen Name kein gutes Aushängeschild ist. Er bedeutet in etwa »Haus des Elends«. Wir haben hier also einen Schwachen, der im Haus des Elends wohnt! Tatsächlich wirkt seine Schwäche sogar tödlich. Er stirbt, wird begraben und liegt über vier Tage in seinem Grab. Hier erfüllt sich scheinbar das unausweichliche Schicksal eines schwachen, hinfälligen Menschen.
Lazarus ist damit aus meiner Sicht eine gute Illustration für unser Menschsein: Aus den Nachrichten können wir lernen, dass die Welt in weiten Teilen ein Haus des Elends ist. Ich beobachte an mir und in meiner Umgebung, dass viel Schwachheit und Krankheit herrscht. Und in der Tat führt dies unweigerlich – früher oder später – zum Tod. Wir sind eine schwache, eine elende, eine todgeweihte Menschheit.
Der dem Tagesvers folgende Bibeltext schildert uns aber eine unglaubliche Wendung: Jesus Christus, der Herr des Lebens, lässt – trotz des drohenden Verwesungsgeruchs – das Grab öffnen. Dann ruft er den Toten zu neuem Leben! Und tatsächlich tritt der Gestorbene aus dem Grab hervor, noch eingewickelt in seine Grabtücher. Mit Jesus zieht neue Hoffnung in das Haus des Elends, in die Schwäche des Menschen, und das Leben siegt über den Tod!
Markus Majonica