Der HERR segne dich und behüte dich! Der HERR lasse sein Angesicht über dir leuchten und sei dir gnädig! Der HERR erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden!
4. Mose 6,24-26
Zum Abschied grüßt man sich in Deutschland regional sehr unterschiedlich. Im Norden lautet der überwiegende Abschiedsgruß »Tschüss«, im Süden ist es eher ein »Ade«, »Servus« oder »Pfüati«. Aber wer hätte gedacht, dass Tschüss, Ade und Pfüati so ziemlich das Gleiche bedeuten? Darüber machen wir uns kaum noch Gedanken. - Können Sie noch erkennen, was der Begriff Tschüss eigentlich besagt? Diese knappe Grußformel ist die Kurzform von »Gott beschütze dich!« Im Laufe der Zeit wurde der Wunsch verkürzt zu »schütz dich« und dann verstümmelt zum heutigen »Tschüss«. Ade ist die Verkürzung der lateinischen Grußformel »Ad Deus!« - »Geh mit Gott!«
Was mich dabei verwundert: Offenbar war bei unseren Vorvätern der Wunsch allgegenwärtig: Möge Gott mit dir sein. Er beschütze dich, wie es auch in unserem Tagesvers ausgedrückt wird. Es war früher ganz üblich, einen Segenswunsch für das Gegenüber mit in den Abschied zu packen! Denn es herrschte ein allgemeines Gottesbewusstsein. Und ebenso ein Bedürfnis nach seiner Bewahrung. Aber die Gegenwart Gottes in der Alltagssprache und die Bitte um Bewahrung wurden verhunzt und bis zur Unkenntlichkeit gestutzt. Somit wurde der Gottesbezug nach und nach eliminiert. Dennoch ist im »Tschüss« jedes Mal noch ein Rest davon enthalten, der aber nicht mehr ausgesprochen wird.
Es ist dem Abschiedswunsch genau so ergangen wie dem Tischgebet vor dem Essen: Aus »Gott segne diese Mahlzeit!« blieb nach »Gesegnete Mahlzeit!« nur noch das Rudiment »Mahlzeit!« übrig. Wahrscheinlich wird man sich der Ausklammerung Gottes erst wieder bewusst, wenn gar kein Essen mehr auf dem Tisch steht. Dann lehrt uns erst die Not, wieder nach Gott zu rufen. Wie schade!
Andreas Fett