Was ist der Wert eines Menschen? Diese Frage darf man eigentlich gar nicht stellen, denn sie beinhaltet, den Wert eines Menschen an einem bestimmten Maßstab festzumachen und danach zu bewerten.
Es entspricht unserer Natur, nach Wertschätzung zu streben. Dabei war es schon immer so, dass Menschen, die viel Besitz aufwiesen, in bedeutender Stellung waren, gut verdienten oder einen hohen Bekanntheitsgrad hatten, besondere Anerkennung bekamen, und daher sehr wertgeschätzt wurden. Die, die nichts haben, gelten eben nichts oder zumindest weniger. – Dann wird der Wert des Menschen auch an Leistung geknüpft. Ein wirtschaftliches Unternehmen wird daran gemessen, wie hoch Produktivität und Umsatz sind, also wie rentabel es ist. Es ist aber fatal, diese Denkweise auf das Menschsein zu übertragen: Man ist das wert, was man verdient. Man wird anerkannt für das, was man leistet, erwirtschaftet und an Fähigkeiten aufweisen kann. Es werden dann Fragen gestellt wie: »Kann ich mir ein Kind leisten? Welchen Wert hat meine Arbeitskraft?« Bis hin zu: »Rentiert sich mein Leben überhaupt? Was kann ich denn schon? Bin ich es wert zu leben?« An diesem Anspruch des Leistungsdenkens sind schon viele gescheitert.
Bei Gott spielt all das keine Rolle. Niemand muss vor ihm etwas leisten oder einen wichtigen Posten innehaben. Jeder Mensch ist für ihn wertvoll, und er liebt jeden von uns. Bewiesen hat er das, indem er seinen Sohn schickte, damit der uns seine Liebe zeigte – bis dahin, dass er sein Leben gab, um uns zu retten. Gott schenkt uns seine Liebe – und wir dürfen sie annehmen. Das bedeutet, herauszutreten aus dem tödlichen Kreislauf von Leistung und der Sucht nach Anerkennung und sich Gott anzuvertrauen, der uns liebt.
Daniela Bernhard