Unverstanden

»Wie bringen wir unserem Sohn bloß bei, dass seine neue Clique nichts für ihn ist?« So denken doch manche Eltern. Sie wollen nur das Beste für ihr Kind und wissen im Voraus schon, dass sie auf taube Ohren stoßen werden. Sie möchten wie unser Tagesvers fragen: »Warum verstehst du uns nicht?« Die Antwort ist: Das Herz des Hörers hat längst »Nein« gesagt. Das kann schlimme zeitliche und sogar ewige Folgen haben.
Genau das hat Jesus in unserem Tagesvers auch erlebt. Er hat viel gepredigt, noch mehr mit Einzelnen gesprochen, aber häufig verstanden sie ihn nicht. Menschen »verwunderten sich über die Worte der Gnade« (Lukas 4,22), andere spürten, dass er sie meinte in dem, was er predigte. Weil Jesus die Wahrheit sprach ohne Ansehen der Person, wurde er gehasst. Seine Lehre war so anders als die der frommen Leute damals, man spürte Vollmacht. Seine Erscheinung war einfach und bescheiden, Reiche fühlten sich dadurch angeklagt. Seine Demut war echt, nie berechnend, und wie er sich um andere kümmerte, beschämend. Er war radikal in seinem Urteil über die Menschen in ihrer Beziehung zu Gott. Er nannte die Tatsachen mit Namen, ohne persönlich zu werden. Jesus war überzeugend weise im Umgang mit Gegnern, aber er erniedrigte sie nicht. Formale Frömmigkeit geißelte er.
Jesus passte in kein Klischee. Er war immer so anders, seine Botschaft und Mission kaum zu glauben. Schon zu Lebzeiten gingen die Menschen auf Abstand zu ihm. Aber hat sich daran etwas geändert? Verstehen wir heute seine Botschaft, was er uns sagen will? Seine Sprache ist eine Sprache der Liebe und Wahrheit, aber immer beides zusammen. Wir können nicht seine Liebe haben wollen und seine Wahrheit über uns ignorieren.
Peter Lüling