In meinem Beruf habe ich täglich mit einer tollen Erfindung der Mathematiker zu tun – dem Prozentrechnen. Wenn beispielsweise ein Kunde bereit ist, uns ein Kapital von 20.000 Euro für 5 Jahre zu überlassen, so erhält er jährlich einen Zins von sagen wir mal 3,5% und außerdem die Garantie, dass er nach den 5 Jahren sein Kapital zu 100% zurück erhält.
Das Prozentrechnen hilft mir manchmal auch bei der Beantwortung der einen oder anderen kniffligen Glaubensfrage.
So z.B. als ich mit einem Kollegen über das Problem der Erbsünde sprach. Die Konsequenz aus diesem Problem beschreibt Paulus in seinem Brief an die Römer wie folgt: »Denn es ist kein Unterschied, denn alle haben gesündigt und erlangen nicht die Herrlichkeit Gottes.« Irgendwie war das meinem Kollegen zu krass ausgedrückt. Ich fragte ihn, ob er denn so gut und gerecht wie Gott sei. Er musste zugeben, dass das nicht der Fall war. »Nun gut«, meinte ich, »lass uns Gott 100% geben. Dem Kindermörder geben wir 5%; Mutter Theresa ist schon ziemlich gut – sie bekommt 90%. Du bist kein schlechter Kerl, du versuchst Menschen zu helfen, also erhältst du 70%. Demnach bleibt auch bei den Besten eine Differenz, die dazu führt, dass wir Gottes Maßstäben nie entsprechen werden und deshalb verloren sind.«
»Okay, jetzt habe ich’s kapiert«, meinte mein Kollege, »ich kann mich noch so anstrengen, gut zu sein, ich werde nie Gottes vollkommenen Maßstab erreichen. Jetzt verstehe ich, warum auch ich deinen Jesus brauche.« Wolfgang Kuhs