Im 19. Jahrhundert hörte einmal John Stuart Blackie, bekennender Christ und Professor an der Universität von Edingburgh, seinen Schülern zu, die während eines Kurses aus klassischen Werken rezitieren sollten. Als ein junger Mann sich zum Rezitieren erhob, hielt er sein Buch in der falschen Hand. Der Professor fuhr ihn an: »Nehmen Sie Ihr Buch in die rechte Hand und setzen Sie sich wieder.« Nach diesem scharfen Verweis hielt der Student seinen rechten Arm hoch. Er hatte keine rechte Hand! Die anderen Studenten rutschten unruhig auf ihren Stühlen hin und her.
Der Professor zögerte einen Moment. Dann ging er zu dem Studenten, legte seinen Arm um ihn und sagte mit Tränen in den Augen: »Das wusste ich nicht. Können Sie mir vergeben?«
Diese demütige Entschuldigung beeindruckte den jungen Mann sehr stark. Die Geschichte wurde einige Zeit später vor einer großen Versammlung von Christen erzählt. Am Ende der Zusammenkunft kam ein Mann nach vorne, drehte sich den Menschen zu und hob seinen rechten Arm. Er endete am Handgelenk. Er sagte: »Ich war dieser Student. Professor Blackie hat mich zu Christus geführt. Aber er hätte das niemals tun können, wenn er damals die peinliche Angelegenheit nicht in Ordnung gebracht hätte.«
Wenn etwas ungeklärt zwischen Ihnen und jemand anderem steht, dann kann das Zeugnis scheitern, das Gott durch Sie geben möchte. Wer weiß, wie viele dadurch schon daran gehindert wurden, ihr Leben dem Herrn Jesus anzuvertrauen – verursacht durch den kleinen Unwillen, den anderen um Vergebung zu bitten.
»Seid aber zueinander gütig, mitleidig, und vergebt einander, so wie auch Gott in Christus euch vergeben hat!« (Epheser 4,32).
Joachim Boshard