In der Überschrift des 52. Psalms erscheint ein Mann, der durch seine Habgier und Falschheit David und anderen Menschen viel Leid zugefügt hat. Doeg, der Edomiter – ein Karrieretyp, der über Leichen ging (vgl. 1. Samuel 22,18-19). Eigentlich wünscht man niemandem, dass ihm so ein Mensch jemals über den Weg läuft. Und doch gehört auch dieser in die Reihe von Personen, denen der Psalmschreiber im Laufe seines Lebens begegnen musste. Es war eigentlich gar keine direkte, persönliche Begegnung. Und das offenbart gerade die hinterhältige Gesinnung: Er ging nicht zu dem Priester Ahimelech und er ging offenbar nicht mit seinem Anliegen zu Gott! Er ging zu Saul, um David an seinen Erzfeind zu verraten. Dem Psalmisten begegnete hier die Hinterlist in Person!
Ist uns vielleicht auch schon einmal solch ein »Doeg« begegnet? Was tun wir dann, wenn wir merken, dass man uns verraten und verkauft hat? David hatte einen sicheren Halt! Aus der Erfahrung und dem Wissen um die Gnade seines Gottes tritt er der Situation furchtlos entgegen. In diesem Psalm wird diese Gnade Gottes der menschlichen Bosheit gegenübergestellt: »Was rühmst du dich der Bosheit, du Gewaltiger? Die Gnade Gottes währt den ganzen Tag.« Ja, Gottes Gnade erweist sich stärker als alle widrigen Umstände und bösen Menschen, die uns je begegnen. David weiß, diese Gnade währt nicht nur einen Tag – nicht nur dann, wenn ich mich gut und sicher fühle – nein, er bekennt: »Ich vertraue auf die Gnade Gottes immer und ewig!« Und dieses Vertrauen wurde ihm noch häufig in seinem weiteren Leben zum Gewinn. Andreas Möck