Heute vor 20 Jahren öffnete sich die Berliner Mauer, die doch noch 100 Jahre stehen sollte. Voller Dankbarkeit nahmen die Deutschen dieses Wunder auf, an das keiner mehr so recht hatte glauben wollen. Menschen lagen sich in den Armen, in den Kirchen fanden Dankgottesdienste statt. Ein Jahr später gab es endlich nur noch einen deutschen Staat. Das Wort von den blühenden Landschaften machte die Runde. Doch bald zeigten sich die Schattenseiten des Geschehens. »Besserwessis« und »Abwickler« beschimpfte man sich gegenseitig. Trotz unbestreitbarer gravierender Verbesserungen blieb eine gewisse »Mauer in den Köpfen«. Im Zuge der »Ostalgie« feierten die Linken, die doch für die Zustände in der DDR verantwortlich gewesen waren, eine Neubelebung. Trotz zahlreicher neuer Straßen hatten die Menschen nicht zueinander gefunden. Äußerlich war der Frieden sicherer geworden, aber in den Herzen bestand und besteht noch die große Friedlosigkeit, die nur zu oft ein Ventil findet, durch das sie sich entladen und neues Unheil anrichten kann.
Unser Leitvers zeigt, woran wir kranken. Die Wiedervereinigung ist nur äußerlich und nur teilweise vollzogen. Auch im vereinten Deutschland herrscht Egoismus statt gemeinschaftliches Denken. Trotz Dankgottesdiensten wurde die gemeinsame Rückbesinnung auf Gott vergessen. Erst wenn wir ihm unsere Herzen zuwenden und von unserer Selbstverherrlichung zu ihm umkehren, werden wir seinen Frieden erfahren, in unseren Herzen, in den Familien, in der Gesellschaft und in den Bevölkerungsgruppen. Gott lädt uns ein, zu ihm zurückzukehren, Versöhnung zu erfahren und so selbst zur Versöhnung fähig zu werden. Dazu hat er in Jesus Christus die Grundlage geschaffen. Bernd Hüsken