Das Wohlergehen einer Stadt lässt sich recht gut an den Debatten erkennen, die in ihr geführt werden. Dem westfälischen Münster scheint es recht gut zu gehen, denn im Jahr 2012 stritt man sich lange Zeit über den Namen eines Platzes und der dazugehörigen Straße. Der Platz vor dem Schloss wurde seit 1927 Hindenburgplatz genannt, doch dieser Name ist aufgrund der fraglichen Rolle des Reichspräsidenten Hindenburg während der Weimarer Republik und beim Machtwechsel 1933 umstritten. Bei einem Bürgerentscheid konnten die Bewohner zwischen der Beibehaltung des Namens »Hindenburgplatz« und der neutraleren Bezeichnung »Schlossplatz« entscheiden. Kurz vor der Wahl war die Stadt mit teils drastischen Plakaten beider Parteien übersät. So zeigten Plakate der Schlossplatz-Befürworter einen Handschlag zwischen Hitler und Hindenburg. Bei der Abstimmung entschied sich die Mehrheit der Bevölkerung schließlich für den Namen »Schlossplatz«.
Die Debatte verdeutlicht den manchmal schwierigen Umgang mit der eigenen Geschichte. An wen möchten wir uns heute noch anhand von Denkmälern und Straßennamen erinnern? Wie gut muss jemand gelebt haben, um als erinnerungswürdig eingestuft zu werden?
Ein einzigartiges Merkmal der Bibel ist die Ehrlichkeit, mit der sie Menschen beschreibt. Auch bei den großen Persönlichkeiten des Alten Testaments werden Fehltritte und Charakterschwächen nicht verschwiegen. Doch trotz ihrer Fehler werden wir im Neuen Testament ermutigt, uns an sie zu erinnern und von ihnen zu lernen. Gottes Leute sind keine übernatürlichen Helden, sondern Menschen, die von Gottes Vergebung leben. Gott kommt mit ihnen zum Ziel. Sebastian Lüling