Heute vor 250 Jahren wurde der beliebteste deutsche Volksschriftsteller seiner Zeit geboren, Johann Peter Hebel (1760-1826). Er stammte aus einfachen Verhältnissen im Schwarzwald und wurde doch Pfarrer und Gymnasialdirektor in Karlsruhe, evangelischer Prälat und Ehrendoktor der Universität Heidelberg. Am bekanntesten wurde Hebel durch seine Kalendergeschichten in dem Buchkalender »Rheinischer Hausfreund«, die er später in dem Buch »Schatzkästlein des rheinischen Hausfreunds« herausgab. Ereignisse, von denen er hörte und las, wusste er in kurzen Erzählungen als ein Meister des Wortes wiederzugeben, wobei er die in ihnen enthaltene Lebensweisheit auf den Punkt brachte.
So in der Erzählung »Kannitverstan«, in der ein armer schwäbischer Handwerksbursche in Amsterdam durch Missverständnisse zur Weisheit gelangt. Seine Fragen nach dem glücklichen Besitzer eines großen Hauses und eines reich beladenen Schiffes im Hafen und schließlich nach dem Namen eines Verstorbenen bei einem Trauerzug werden von den der schwäbischen Sprache unkundigen Holländern mit »Kannitverstan« beantwortet, was der Schwabe für den Namen ein und desselben Mannes nimmt. War er zunächst neidisch gewesen, so konnte er sich zuletzt wieder seines Lebens freuen und auf diese Weise zur Zufriedenheit mit seinem Schicksal gelangen. So verstand es Hebel, seine Mitmenschen mit hintergründigem Humor und weisem Lächeln auf die wahren Güter des Lebens aufmerksam zu machen. Nicht in der Gier nach Reichtum liegt der Sinn des Lebens, sondern in der Zufriedenheit, die aus der Beziehung zu Gott herrührt. Gerhard Jordy