Ich war mit dem Rad unterwegs. Aus dem Parkplatz eines großen Discounters fuhr ein Auto. Es wollte die Straße überqueren, um in die Stadt zu fahren. Dabei übersah der Fahrer eine Radfahrerin, die Vorfahrt hatte. »Idiot«, schrie sie und hatte alle Mühe, um nicht mit dem Rad zu stürzen. Der Autofahrer bremste kurz, dann gab er Gas und fuhr weiter. Verstört sah ihm die junge Radfahrerin nach und radelte dann weiter.
Ich fragte mich: War das jetzt nur eine Unaufmerksamkeit des Autofahrers, oder war es eine Rücksichtslosigkeit? Zumindest hätte er sich bei der jungen Dame entschuldigen müssen, das wäre sicher kein Beinbruch für ihn gewesen. Mit Erschrecken stelle ich fest, dass solch ein Fehlverhalten immer häufiger vorkommt. Dabei geht es nicht nur darum, dass die junge Dame einen gehörigen Schrecken erfahren hatte, sondern eben auch um das Verhalten des Kraftfahrers nach seinem Fehler.
Dabei kam mir folgender Gedanke: Ob ich wohl viel besser bin als der Mann am Steuer seines Wagens? Vielleicht nicht in einer solchen Situation, aber bei anderen Gelegenheiten? Demütig muss ich bekennen, dass ich nicht besser bin. Eine solche Erkenntnis tut weh. Sie zeigt mir, dass ich ganz und gar nicht vollkommen bin, und sie zeigt mir auch, dass ich kein Recht habe, einen anderen zu beurteilen oder gar zu verurteilen. Wie oft mag ich unbewusst andere schon durch mein Fehlverhalten verärgert oder ihnen gar geschadet haben!? Ich weiß es nicht, aber ich weiß eines ganz sicher, dass ich mit all meinem Versagen, meinen Fehlern und meinem falschen Verhalten jederzeit zu meinem Retter Jesus Christus kommen darf. Ihm darf ich alles sagen und ihn um Vergebung bitten. Seine Gnade ist immer größer als mein Versagen.
Joschi Frühstück