Es näherten sich ihm aber alle Zöllner und Sünder, um ihn zu hören; und die Pharisäer und Schriftgelehrten murrten und sprachen: Dieser nimmt Sünder auf und isst mit ihnen.
Lukas 15,1-2
In letzter Zeit kommt Stigmatisierung in Deutschland verstärkt vor. Menschen, die nicht dem Mainstream entsprechen, eine abweichende Meinung zu gesellschaftlichen Themen vertreten oder Kritik an Entscheidungen üben, werden ausgegrenzt, z. T. auf ganz subtile Weise. Z. B. wird in die Welt gesetzt, Person xy sei umstritten. Dieses Eigenschaftswort haftet diesem Menschen nun an. Ob es stimmt oder nicht, er wird diese Kennzeichnung nicht mehr los. Oder eine andere Person hat mit jemandem ein Gespräch geführt, vielleicht in einem Café. Weil der Gesprächspartner schon vorher als »non grata« eingestuft worden ist, erlebt der Gesprächspartner nun einen Shitstorm sondergleichen.
Von Stigmatisierung spricht man, wenn eine Person oder eine Gruppe aufgrund eines bestimmten Merkmals, einer Eigenschaft oder eines Zustandes in negativer Weise von anderen abgegrenzt oder unterschieden wird. In sozialer Hinsicht wird sie dadurch diskriminiert, von vielem ausgeschlossen. Bei solchen Ausgrenzungen geht es gar nicht darum, ob die Person oder die Menschengruppe tatsächlich etwas Unehrenhaftes darstellt. Es geht darum, sie auszugrenzen - und das funktioniert!
So ein Verhalten und so eine Diskriminierung kommen auch in der Bibel vor. Die Zöllner und Sünder waren eine Gruppe, um die die Pharisäer und Schriftgelehrten einen großen Bogen machten, diesen »Abschaum der Gesellschaft«. Von Jesus lesen wir, dass er ganz anders ist! Er schämte sich nicht, mit solchen Menschen gesehen zu werden, ja, mit ihnen sogar zu essen! Er ist sogar in erster Linie für solche Abgeschriebenen der Gesellschaft gekommen. Wie weit abseits sie auch immer sind, Jesus bietet ihnen Reinigung von ihren Sünden, Gemeinschaft mit ihm und ewiges Leben an.
Martin Reitz