Wer bereits mit 80er-Schleifpapier gearbeitet hat, der weiß, wie grob es ist. Meine dreijährige Tochter sah mir zu, wie ich mit solchem Schleifpapier ein altes Möbelstück restaurierte. Unweit von uns stand mein Auto, das erst kürzlich frisch poliert worden war. Sie borgte sich meinen Schleifklotz und behandelte mit aller ihr zur Verfügung stehenden Kraft den Lack meines Wagens. Das Kratzgeräusch auf dem Lack ließ mich aufschnellen. Ich sprang auf sie zu, entriss ihr das Papier und …! Vor mir stand meine süße Tochter mit großen erschrockenen Augen – »Warum die Aufregung?« Sie verstand die Welt nicht mehr. War nun meine Aufregung berechtigt oder der unschuldige Blick meiner Tochter? Ich hoffe zutiefst, dass Sie als Leser sich gerade innerlich auf meine Seite schlagen.
Die Bibel zeigt uns, wie Gott unser Tun bewertet, zum Beispiel auch im Tagesvers. Vielleicht reagieren wir ähnlich wie meine Tochter: »Gott, was hast du dich denn so? So schlimm sind wir doch gar nicht, ich jedenfalls!« Doch Gottes Urteil steht fest, unabhängig von unserer Meinung.
Mir wurde klar: »Solange meine Tochter nicht versteht, was mir mein poliertes Auto bedeutet und wie sehr sie meinen Stolz beschädigt hat, wird sie auch meine Empörung nicht verstehen.« Solange wir nicht verstehen, welche berechtigte Erwartung Gott an uns, seine Geschöpfe, hat, wird uns sein Urteil überzogen erscheinen. Aber eines steht fest, seine Maßstäbe entsprechen nicht bloß gut überlegten Regeln, wie z.B. der Regel an einer Schule, die das Kaugummikauen verbietet. Seine Maßstäbe entsprechen dem, was er ist, und sein Wille ist, dass wir ihm ähnlich sind.
Andreas Burghardt