Mit hochroten Köpfen sitzen sie vor uns. Gerade ist ihnen bewusst geworden, dass sie sich in unserer Gegenwart unmöglich benommen haben. Wir haben sie besucht, weil sie sagten, sie hätten Schwierigkeiten in ihrer Ehe. Kaum haben wir sie darauf angesprochen, entlädt sich zwischen ihnen eine verbale Schlammschlacht, ein wahres Feuerwerk der Emotionen. Jeder beschuldigt den anderen, bis - ja bis sie sich plötzlich unserer Gegenwart bewusst werden. Funkstille! Dann ein zögerndes »So ist das immer bei uns«. »Was habt ihr denn gerade gemacht?«, will ich wissen. »Wir haben uns gestritten.« »Davon habe ich nichts gemerkt«, antworte ich unter verwunderten Blicken. »Nun, ich will euch erklären, was das gerade war. Ihr habt sicher in eurem Haushalt eine Mikrowelle. Was macht man damit?« »Altes wieder aufwärmen«, kommt es wie aus einem Mund. »Seht, ihr habt nicht neu gestritten, sondern alten Streit wieder aufgewärmt. Sozusagen ein Streit aus der Mikrowelle. Habt ihr euch bei eurem letzten Streit nicht gegenseitig vergeben?« »Ja, aber es kommt bei der nächsten Gelegenheit wieder hoch, was der andere getan hat.«
Daran kranken viele Beziehungen. Vergeben ja - zugedeckt lassen nein. Echtes Vergeben aber bedeutet - wie der Tagesvers sagt: zudecken. Was vergeben ist, darf nicht wieder hervorgeholt und vorgehalten werden. Wieviel Zwistigkeit und Not in Ehen und Familien könnten vermieden werden, wenn wir die goldene Regel des Tagesspruchs beherzigen würden. Gott hält sich übrigens selbst an diese Regel: Wofür wir ihn um Vergebung bitten, deckt er zu und holt es nie mehr hervor! Gott sei Dank! Eberhard Platte