Es war am verregneten Morgen des 12. Januars 2007. Ein Straßenmusiker stand in einer U-Bahn-Station in Washington, packte seine Geige aus und begann zu spielen. Mehr als 1000 Menschen eilten an ihm vorbei. Nach ca. 45 Minuten waren nur sieben für eine Weile stehen geblieben, ca. 20 hatten etwas Geld in den Hut geworfen. Dann beendete der Musiker seine Darbietung. Er hatte 32 Dollar eingenommen. Niemand applaudierte.
Dieser Mann war Joshua Bell, einer der größten Musiker der Welt. Er hatte eines der schwierigsten Stücke auf einer Geige im Wert von 3,5 Millionen Dollar gespielt. Kurz zuvor hatte er ein Konzert gegeben, bei dem ein durchschnittlicher Sitzplatz 100 Dollar kostete. Die »Washington Post« hatte dieses Experiment in Auftrag gegeben. Es ging darum, ob die Wahrnehmung von Schönheit und Wert kontextabhängig ist. Dieses Experiment zeigte, dass dies tatsächlich so ist.
Die Bibel ist das bedeutendste Buch der Welt. In vielen Ländern und Zeiten war sie verboten und Menschen haben ihr Leben riskiert, um sie heimlich zu lesen. Manche haben ein Vermögen ausgegeben, um sie zu besitzen. Andere haben sich lieber verbrennen lassen, als sich von ihr loszusagen. Die Bibel ist ein unglaublicher Schatz. Aber wer glaubt heute noch daran, dass darin etwas von Bedeutung ist? Schönheit, Kraft, Rat, Wahrheit und Erfüllung suchen wir woanders. Wir gehen schnell weiter, eilig und gehetzt.
Was für eine einmalige Gelegenheit haben die Menschen in Washington verpasst, weil sie nicht zugehört haben! Was verpassen wir, wenn wir das alte Buch im Regal verstauben lassen, statt es aufzuschlagen und mit hungrigem Herzen zu lesen. Es ist Weltklasse. Es kommt von Gott. Wir werden nicht enttäuscht, wenn wir darin lesen.
Elisabeth Weise