Viele Ehe- und Familienberater machen sich große Sorgen. Warum hat sich gerade in der Männerwelt so viel Verhärtung, Egoismus, andererseits aber auch Resignation breit gemacht? Auffällig ist, dass allein erziehende Mütter mit Stolz berichten, wie sie unter großen Kraftanstrengungen ihre Kinder erziehen und dank ihrer Berufstätigkeit auch noch versorgen. Väter dagegen ergehen sich im Selbstmitleid und sind zutiefst verunsichert. »Der Vater wurde abgeschafft«, so beschrieb es eine deutsche Tageszeitung. Auch Gott, der himmlische Vater, ist nicht mehr gefragt.
Neben dem verzerrten Vaterbild unserer Zeit entwickelte sich vor dem Hintergrund unserer geschichtlichen Vergangenheit auch noch die Angst, sich durchzusetzen. Auf keinen Fall will man autoritär erscheinen. Außerdem wissen viele Väter und Mütter heute nicht mehr, zu welchem Menschenbild sie ihre Kinder hingeleiten sollen. Das führte zum schweigenden Vater in einer verunsichernden Familienatmosphäre, aus der oftmals die Mütter ausbrechen und das Heft selbst in die Hand nehmen. Doch gerade Söhne brauchen den Vater als Vorbild. Wie kann sonst der junge Mann mit rechter Ehrerbietung seiner Frau begegnen, wenn es sein Vater ihm nicht vorlebte? Aber auch die Tochter sucht den starken Arm des Vaters, den Halt in ihrer turbulenten Entwicklung zur Frau. Wir brauchen wieder Väter, die aufgrund persönlichen Gottvertrauens auch Vertrauen in der Familie vermitteln, die Töchter trösten und Söhne fördern und auch fordern, die Gefühle zeigen und vertrauenswürdig sind. Die sich ihrer Verantwortung vor Gott bewusst sind und sich die nötige Kraft und Liebe von ihm schenken lassen.
Joachim Boshard