Ich saß etwas genervt in einem Management-Seminar. Wir sollten unsere Lebensziele aufschreiben. »Wo wollen Sie in fünf, zehn, zwanzig Jahren sein?«, hieß die Aufgabe. Alle waren am Überlegen und auch ich hatte zu kämpfen. Wohin soll die Reise gehen? Nach einigen Minuten hatte ich endlich ein paar Ideen zu Papier gebracht und lehnte mich in einem leichten Anfall von Selbstzufriedenheit in meinen Stuhl zurück.
»Schließen Sie ihre Augen und stellen Sie sich vor, Sie liegen auf dem Sterbebett.« »Waaaas?« »Sterbebett-Therapie« hieß die Übung. »Die letzten Atemzüge füllen Ihre Lunge mit Sauerstoff«, hörte ich die Kursleiterin sagen. »Denken Sie an die Ziele, die Sie gerade notiert haben. Welche sind im Angesicht des Todes noch wichtig? Überdenken Sie ihre Prioritäten.« Eine unerträgliche Stille erfüllte nun den Raum. Keiner sagte ein Wort. »Die Firma kommt ganz zum Schluss«, zerriss eine Bemerkung plötzlich das Schweigen, begleitet von zustimmendem Nicken von allen Seiten. »Ich will mehr Zeit mit meiner Familie verbringen«, ergänzte ein anderer. Uns allen gerieten unsere aufgeschriebenen Lebensziele ganz schön durcheinander.
Was bleibt von Ihren Lebenszielen übrig, wenn Sie den Schatten des Todes darauf fallen lassen? Legen Sie sich gedanklich auf Ihr Sterbebett! Es ist sehr heilsam, denn Ihr Leben auf dieser Erde jagt auf einen Endpunkt zu, unaufhaltsam; und wirklich weise ist der, der seine Lebenstage zählt, so wie Mose es uns in Psalm 90 rät. Auch in Psalm 39 hat das der Schreiber getan und sich daraufhin entschlossen, seine Hoffnung auf Gott zu setzen. André Meyer