Wie leicht ist man geneigt, diese Auffassung zu haben, wenn man älter wird. Man hat sich an so manches gewöhnt und dann wird auf einmal alles über den Haufen geworfen. Ständig gibt es neue Dinge, und immer schneller ändern sie sich. Einem wird ganz schwindlig, und da zieht man sich dann leicht auf Vergangenes und Vertrautes zurück.
Damit nimmt man aber in Kauf, dass die Kommunikation mit den nächsten Generationen nicht mehr stattfindet. Die junge Generation versteht die ältere nicht mehr und umgekehrt. Schließlich lässt man den anderen »links liegen«. Dabei büßen aber beide etwas ein. Die Jungen versäumen die Erfahrung und den guten Rat der Älteren, und die Älteren bekommen immer weniger mit.
Wie hat sich Gott das Miteinander der Generationen gedacht? Die Bibel zeigt uns das Prinzip der Unterordnung, das aber leider oft einseitig verstanden wird, so als müssten die Jüngeren den Älteren immer gehorchen und sich ihnen anpassen, egal wie sehr sie selbst dann eingeschränkt sind. Unterordnung fällt dann leicht, wenn man erlebt, dass der, dem man sich unterordnen soll, ausgewogen ist und auch Freiräume lässt, um als Heranwachsender Verantwortung zu lernen. Auch der Ältere soll Demut zeigen. Er tut das, indem er anerkennt, dass die jüngere Generation Wertvolles schaffen und gestalten kann, auch wenn es außerhalb seines eigenen Erfahrungshorizontes liegt. Die Jüngeren können Demut zeigen, indem sie nicht auf Überlegenheit pochen, sondern Bereitschaft zeigen, den Älteren zu dienen und sie zu achten. Dann brauchen sich diese nicht auf eine Insel vergangener Seligkeit zurückziehen, sondern können Freude haben an denen, die nach ihnen kommen.
Joachim Pletsch