Es ist einer jener Spätsommertage, an denen die Sonne es nochmals gut meint. Es ist heiß. Ein leichter Wind streicht über die Grashalme der von Kies und Sand durchsetzten riesigen Freifläche am Rande der Stadt. Ein öder Platz. Manchmal tollen hier Kinder herum; heute ist die Fläche leer. Halbwegs in der Mitte sieht man eine kaum ins Auge fallende kreisrunde Stelle von etwa zwölf Metern Durchmesser, fahlgelb - ein Rest von Sägemehl. Vor wenigen Stunden zogen hier noch die weltbesten Manegenkünstler ein atemberaubendes Programm durch. Prasselnder Beifall unter der großen Zeltkuppel. Dann das Finale ... stürmische Ovationen ... Ende. Die Zelt- und Wagenstadt hat sich aufgelöst, so als ob nie etwas gewesen wäre. Nur ein paar Spatzen zanken sich um irgendwelche Krümel.
Ich war nur Zaungast. Aber ich habe euch bewundert, ihr Artisten mit euren begnadeten Körpern. Ich möchte euch hinterherrufen: Denkt ihr an das Wichtigste?! Ihr bestaunten Menschen, was wird, wenn der Applaus verhallt, die Lichter für immer erlöschen? Sicher habt ihr vorgesorgt für die Zeit danach, fürs Alter. Aber dann? Ihr Zuschauer auf den Rängen, die ihr euch in alle Winde zerstreut habt! Ihr wolltet ein bisschen Freude und Ablenkung. Aber ihr habt vielleicht gemerkt, dass Nervenkitzel und Manegenseligkeit die bohrenden Lebensfragen nicht verstummen lassen, sondern nur überspielen. Was werdet ihr, was werden wir am Ende des Lebens behalten, was hinterlassen, was mitnehmen? Ach, dass doch jeder erkennen möchte, was wahres Leben ist! Leben, das sich wirklich lohnt. Dass es hier und jetzt möglich ist, es zu gewinnen - ewiges Leben! Johann Fay