Denen, die dich fürchten, hast du ein Panier gegeben, dass es sich erhebe um der Wahrheit willen.
Psalm 60,6
Am 13. Januar 1842 kämpften britische Truppen in Afghanistan bei der Schlacht von Gandamak. Es gibt ein Bild von William Barnes Wollen über diese Begebenheit. Auf diesem Bild sieht man die schwer verwundeten, auf einen kläglichen Rest zusammengeschmolzenen britischen Soldaten. Sie haben sich auf einer Anhöhe im offenen Gelände zu ihrer letzten Verteidigungsstellung gesammelt. Darum heißt das Bild: »The last Stand« (»Die letzte Stellung«). Sie sind bereit, den unter wehenden Fahnen heranstürmenden afghanischen Soldaten mit aufgepflanztem Bajonett zu begegnen, bevor sie überrannt werden. Ich zeigte meinem Sohn das Bild und fragte ihn, was auf dem Bild bei den britischen Soldaten fehlt. Er sagte nach einigem Betrachten: Papa, sie haben keine Fahne. Wir stellten uns die Frage, warum der Maler diese wegließ. Der Gedanke liegt nahe. Weil es das Bild einer Niederlage ist.
Psalm 60 bildet einen krassen Gegensatz zu dem Bild des Malers Wollen. Dort spricht der Dichter David auch von Krieg. Es geht um Israel, das umringt ist von Feinden. Es wird - im Bild gesprochen - etwa so bedrängt wie die britischen Soldaten auf dem Gemälde. Doch auf dem Bild, das uns David vor Augen malt, ist ein entscheidendes Detail vorhanden. Es ist die Rede von einem Panier, also einer Fahne oder einem Zeichen, das Gott gibt. Es ist wie eine wehende Flagge, zu der diejenigen fliehen dürfen, die Gott fürchten, um siegreich zu sein.
Nun gibt uns Gott heute keine Fahne, um einen militärischen Sieg zu erringen. Doch er gibt uns ein anderes, viel besseres Siegeszeichen: das Kreuz. Denn an diesem Kreuz hat der Gottessohn den Sieg über unsere Sünde errungen. Dort finden alle Bedrängten sichere Ruhe und Frieden mit Gott.
Dietmar Bauer